Die Erleuchtung kam nach der Kirche

Es war an einem Sonntag im Jahre 1948 nach der Kirchmesse, als Mitglieder der katholischen Männergemeinschaft im Hotel " Vier Taxbäume" zusammensaßen.

Es ging um die Frage, wie man eine Wohltätigkeitsveranstaltung aufziehen könnte, um kinderreichen Familien zu helfen. Zur Runde gehörte auch das Ehepaar Agnes und August Worring, die aus dem Rheinland stammten und schwer darunter litten, daß es sie in eine narrenfreie Zone verschlagen hatte. Das Ehepaar schlug vor, doch mal eine Karnevalsfeier auszurichten.

 

Am 11.11.1948 traf man sich im "Deutschen Haus", um ein Kappenfest vorzubereiten.  Problem : nichts war da.

Keine Mützen, keine Kostüme, keine Orden.  Also wurde schnellstens an Büttenreden gebastelt und an Kostümen geschneidert. Und das im Jahre 1948, als es noch an allem mangelte,  zwar nicht an Stoff für Reden, wohl aber der Stoff für Kleider und  Kostüme war ungeheuer knapp. So mußte aus der Not eine Tugend gemacht werden.

Statt prächtiger Narrenkappen gab es runde rote Mützen aus Pappe mit einem Bommel dran. Die Orden waren immerhin aus echtem Metall: handgesägt, dekoriert mit bunten Glanzbildern.

 

Das Motto des Balls war von Alfons Metzger geprägt worden: Bremsklötze weg!  und erwieß sich als so zugkräftig, daß es sich als Dauer-Slogen durchsetzte. Dekorationsstücke, das Design der Fahne, allerdings auf Pappe gemalt, stammen auch vom Grafiker Metzger. Die Fahne ist in der Zwischenzeit aus edlem Tuch.

Viel Arbeit und viel Vorfreude. Aber auch etwas Sorge, ob die Brackweder wohl auf das Fest einsteigen würden.

Es wurde der größte Saal im Ort gemietet: im Gasthaus Bünte. Am 27.02.1949 war es soweit: im ausverkaufeten Haus ging der erste Karnevals-Ball über die Bühne.

 

Mit dem ersten Prinzen (Hermann von Komerowski) und gleich zwei Prinzessinnen (Elisabeth Klocke und Elisabeth Saxe). Und das hatte seinen Grund: Schließlich handelte es sich um einen katholischen Männerverein, und da sollten die beiden Prinzessinnen als Anstandsdamen fungieren.

Auf Grund des großen Erfolges beschloßen die 50 Gründungsmitglieder weiterzumachen. Die Veranstaltungen wurden immer professioneller. Ab 1954 gab es einen Zeremonienmeister und 1958 tanzte Helga Heimlich als Funkenmariechen. Der Andrang wurde immer größer. 1960 wurden in fünf Sitzungen rund 3300 Gäste gezählt. Aber auf Grund der Konkurrenz Fernsehen wurden diese  Besucherzahlen nicht mehr erreicht.

 

Bis 1969 feierte man auf dem "Rütli" und später im "Haus des Handwerks". Aber seit einigen Jahren finden die Veranstaltungen in der Aula des Brackweder Gymnasiums statt.

Das konnten die Männer und Frauen der ersten Stunde natürlich nicht ahnen. Vor allem aber ahnten sie wohl nicht, daß aus der Katholischen Männergemeinschaft im Jahre 1966  offiziell der Brackweder Karneval-Verein von 1949 e.V. werden würde.